Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) sind ein zentrales Element des vorbeugenden Brandschutzes. Sie dienen nicht nur dazu, Rauch und Hitze aus einem Gebäude zu entfernen, sondern retten im Ernstfall Menschenleben und schützen Sachwerte.
Doch wie genau funktioniert eine RWA-Anlage, aus welchen Komponenten besteht sie, und warum ist die regelmäßige Wartung so wichtig? In diesem Beitrag gehen wir ins Detail.
1. Warum RWA-Anlagen so wichtig sind
In den meisten Brandfällen ist nicht das Feuer selbst die größte Gefahr, sondern der giftige Rauch. Schon wenige Atemzüge können zu Bewusstlosigkeit führen. Außerdem behindert Rauch die Sicht und macht Flucht- und Rettungswege unpassierbar.
Eine RWA-Anlage sorgt im Brandfall für:
Schnellen Rauchabzug aus dem Gebäude
Zufuhr von Frischluft, um thermischen Auftrieb zu fördern
Reduzierung der Temperaturen im Brandbereich, um Gebäudestrukturen zu schützen
Bessere Sichtbedingungen für Feuerwehr und Rettungskräfte
Verlängerung der Evakuierungszeit, damit Personen das Gebäude sicher verlassen können
2. Funktionsprinzip einer RWA-Anlage
Das Grundprinzip einer Rauch- und Wärmeabzugsanlage basiert auf zwei Effekten:
Thermischer Auftrieb – Heißer Rauch steigt nach oben und entweicht durch geöffnete Dach- oder Fassadenöffnungen.
Luftströmung – Frischluft strömt von unten nach, verdrängt den Rauch und unterstützt dessen Abtransport.
Es gibt zwei Hauptarten von RWA-Anlagen:
Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (NRWA)
Arbeiten ohne Ventilatoren und nutzen ausschließlich physikalische Effekte wie den thermischen Auftrieb. Beispiele: Lichtkuppeln, Dachluken, Lamellenfenster.Maschinelle Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (MRWA)
Setzen Ventilatoren ein, um Rauch aktiv abzusaugen – oft in Hochhäusern oder Gebäuden ohne geeignete natürliche Abzugswege.
3. Komponenten einer RWA-Anlage
a) Auslöseeinrichtungen
Manuelle Auslösung:
RWA-Taster befinden sich meist an gut zugänglichen Stellen im Gebäude.In Mehrfamilienhäusern: oft orange
In Firmengebäuden: orange oder rot
Automatische Auslösung:
Rauch- oder Wärmemelder erkennen Brandentwicklung und starten den Abzug automatisch.Sicherheitsstromversorgung:
Akkus oder Batterien sorgen dafür, dass die Anlage auch bei Stromausfall funktioniert.
b) Abzugsöffnungen
Lichtkuppeln oder Dachluken auf Flachdächern
Lamellenfenster oder Rauchklappen in Fassaden
Bei MRWA: Abluftventilatoren mit wettergeschützten Austrittsöffnungen
c) Antriebe
Elektrische Antriebe: Motoren, die Fenster oder Klappen öffnen
Pneumatische Antriebe: Betrieben mit CO₂-Patronen oder Druckluft – besonders zuverlässig, da stromunabhängig
d) Zuluftöffnungen
Türen, Lüftungsklappen oder andere Öffnungen im unteren Gebäudebereich
Ermöglichen den Eintritt von Frischluft und verhindern Unterdruck
e) Steuerzentrale
Herzstück der Anlage – wertet Signale von Meldern und Tastern aus
Steuert alle Antriebe und überwacht den Anlagenstatus
Oft mit Schnittstelle zur Brandmeldeanlage verbunden
4. Ablauf im Brandfall – Schritt für Schritt
Erkennung – Rauch- oder Wärmemelder registrieren eine Brandentwicklung.
Auslösung – Automatisch durch Melder oder manuell über RWA-Taster.
Signalübertragung – Die Steuerzentrale gibt den Befehl zum Öffnen der Abzugs- und Zuluftöffnungen.
Öffnung – Dachluken, Lichtkuppeln oder Ventilatoren aktivieren sich.
Rauchabzug – Heißer Rauch entweicht nach außen, Frischluft strömt nach.
Rettungswege bleiben nutzbar – Menschen können evakuiert werden, Feuerwehr kann gezielt löschen.
5. Vorteile einer funktionierenden RWA-Anlage
Lebensrettend: Freie Rettungswege
Schadensminimierung: Geringere Hitze- und Rauchbelastung
Erleichterung der Brandbekämpfung: Bessere Sicht und geringere Temperaturen für Einsatzkräfte
Bauordnungsrechtliche Erfüllung: In vielen Gebäuden vorgeschrieben
6. Rechtliche Grundlagen und Normen
In Deutschland werden Planung, Bau und Betrieb von RWA-Anlagen durch verschiedene Regelwerke bestimmt:
Landesbauordnungen (je nach Bundesland)
DIN 18232 – Rauch- und Wärmefreihaltung
DIN EN 12101 – Rauch- und Wärmefreihaltung – Bauteile und Systeme
Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) – für gewerblich genutzte Gebäude
Versicherungsauflagen – können zusätzliche Anforderungen enthalten
7. Prüf- und Wartungsfristen
Regelmäßige Prüfungen sind gesetzlich vorgeschrieben:
Monatliche Sichtkontrolle durch den Betreiber:
Freie Zugänglichkeit, keine Beschädigungen, FunktionstestsJährliche Wartung durch eine Fachfirma:
Mechanische, elektrische und pneumatische Komponenten prüfen und reinigenSachverständigenprüfung alle 3 Jahre (je nach Bauordnung):
Zulassung und Betriebssicherheit werden überprüftDokumentation: Alle Prüfungen müssen im Prüfbuch dokumentiert werden
8. Typische Einsatzorte für RWA-Anlagen
Industrie- und Produktionshallen
Einkaufszentren und Kaufhäuser
Schulen, Kindergärten, Versammlungsstätten
Bürogebäude
Hochhäuser
Tiefgaragen
9. Häufige Fehlerquellen und Risiken
Blockierte oder zugestellte Abzugsöffnungen
Defekte Antriebe oder Batterien
Fehlende oder unvollständige Wartung
Nicht geschulte Mitarbeiter, die die Anlage nicht bedienen können
10. Fazit
Eine RWA-Anlage ist mehr als nur ein technisches Detail – sie ist ein lebensrettendes System, das im Brandfall über Leben und Tod entscheiden kann.
Regelmäßige Wartung und die richtige Bedienung sind entscheidend, um ihre Funktionsfähigkeit sicherzustellen.
Wer als Betreiber die gesetzlichen Vorschriften einhält und die Anlage fachgerecht instand hält, erhöht die Sicherheit für alle Gebäudenutzer – und reduziert gleichzeitig Schäden im Ernstfall.